Das Lernen wird in Ausbildung, Weiterbildung, Studium und im Betriebsalltag zunehmend digitalisiert. Gerade in betrieblichen Lernszenarien ist häufig ein großer Grad an Flexibilität notwendig. Digitale Lernelemente und –methoden ermöglichen Auszubildenden und Mitarbeitern in den Betrieben eine zeitlich und örtlich individuellere Gestaltung ihres Lernprozesses. Virtuelle Klassenräume erlauben beispielsweise die ortsunabhängige Teilnahme von Auszubildenden an einer Unterrichtseinheit direkt vom Rechner am Arbeitsplatz oder aber von zu Hause aus.
Die Gestaltungsmöglichkeiten für Lehrende bei Unterrichtssequenzen in virtuellen Klassenräumen ähneln denen in klassischen Präsenzveranstaltungen. Inhalte können vergleichbar dem Tafelanschrieb auf einem Whiteboard entwickelt oder als vorbereitete Präsentation besprochen werden. Aufgabenstellungen werden durch Auszubildende in Einzel- oder aber auch in Gruppenarbeit mit anschließender Ergebnispräsentation im virtuellen Klassenraum bearbeitet. Dem Dozenten ist es außerdem möglich, auf diverse, bekannte Unterrichtselemente wie Karten- oder Punktabfragen zum schnellen Ermitteln von Meinungsbildern zurückzugreifen. Auch Methoden wie Brainstorming und Clustern zum Generieren und Strukturieren von Ideen sind integriert. Zusätzlich bieten virtuelle Klassenräume neben den aus Präsenzveranstaltungen bekannten Möglichkeiten insbesondere Vorteile in Form von größerer zeitlicher und örtlicher Flexibilität.
Aufgrund der hohen Ähnlichkeit der Kommunikation im Quervergleich zum privaten Umfeld erfolgt eine Steigerung der Motivation im kommunikativen, kooperativen Lernverhalten. Auch das Konzentrationsvermögen wird von Auszubildenden als verbessert empfunden. Unterrichtssequenzen lassen sich daher methodisch und didaktisch, wie im klassischen Präsenzunterricht, flexibel auf den Erwerb der benötigten Kompetenzen und die Vermittlung bestimmter Inhalte anpassen. Zusätzlich erwerben Auszubildende digitale Kompetenzen in verschiedenen Bereichen. Auszubildende recherchieren selbstständig Informationen aus digitalen Quellen, prüfen diese auf Relevanz und Richtigkeit und erarbeiten eigenständig Lösungsvorschläge für die Problemstellungen im Rahmen der Unterrichtsequenz. Darüber hinaus erwerben Auszubildende Kenntnisse in den Bereichen Datenschutz, Informationssicherheit oder Compliance-Regeln.
Auszubildende werden durch gezielte Unterrichtseinheiten in „vitero“ beispielsweise auf den schriftlichen Teil ihrer Abschlussprüfung vorbereitet. Dort ermitteln und überprüfen sie ihren Kenntnisstand mithilfe von prüfungsnahen Aufgaben unter Prüfungsbedingungen. Anschließend werden Defizite durch strukturierte, methodisch angepasste Lernansätze kompensiert. Die Auszubildenden stehen dabei über den virtuellen Klassenraum in Kontakt mit einem Ausbilder sowie mit anderen Teilnehmern. Die Auszubildenden können in Abstimmung mit ihren betrieblichen Betreuern entweder von ihrem Arbeitsplatz im Betrieb oder von zu Hause aus teilnehmen. Je nach gewähltem Model ergeben sich Vorteile für den Betrieb sowie den Auszubildenden. Wird die Unterrichtseinheit online im Betrieb absolviert, können Wegzeiten zum Lernort entfallen und so die zur Verfügung stehende Lernzeit maximiert werden. Eine Teilnahme von zu Hause aus ermöglicht dem Auszubildenden eine individuelle Gestaltung seiner Lernumgebung in einem gewohnten Umfeld, was die Lerneffizienz steigert.
Praxistipp
Der Einsatz eines virtuellen Klassenraums wie z. B. vitero ergibt vor allem dort Sinn, wo die Vermittlung von fachtheoretischen Inhalten im Vordergrund steht.
Autor dieses Umsetzungsbeispiels: Stefan Eckhardt, Provadis Bildung und Beratung GmbH